Zum Hauptinhalt springen

Aktuelles

Konsens zwischen Regierungspräsidium und Gemeinden nicht in Sicht

Konsens zwischen Regierungspräsidium und Gemeinden nicht in Sicht

Erörterungstermin zum Polder Breisach/Burkheim

Bericht Badische Zeitung, Breisach vom 20. März 2018

Foto: Julius Wilhelm Steckmeister

Während der Träger des Vorhabens auf den ökologischen Flutungen als Königsweg beharrt, sehen die Bürgermeister der betroffenen Kommunen und die Bürgerinitiative für eine verträgliche Retention die Chance in einem Fließpolder ohne dauerhafte Einstauungen – der ökologischen Schlutenlösung Plus.
   

Ziel der ökologischen Flutungen
Mit den ökologischen Flutungen sollen die Eingriffe in die Natur, die der Bau des Rückhaltebeckens, aber auch die Überflutung im Hochwasserfall selbst verursachen, naturschutzrechtlich dort ausgeglichen werden, wo sie entstehen. Details fasste Ulrike Pfarr vom Regierungspräsidium zusammen. Derzeit befänden sich im Polderraum überwiegend nicht Hochwasser resistente Arten, führte sie zur Fauna und Flora aus. Würde im Hochwasserfall, der statistisch nur etwa alle zehn Jahre auftritt, das Becken geflutet, hätte dies große Schäden zur Folge. Weder Pflanzen noch Tiere seien an Hochwasser gewöhnt.

Durch regelmäßige, mehrtägige gezielte Einstauungen, die sogenannten ökologischen Flutungen, solle eine Umwandlung in auenähnliche Lebensgemeinschaften erreicht werden. Dass dies gelänge, hätten beispielsweise Erfahrungen im bereits seit rund 30 Jahren im Betrieb befindlichen Polder Altenheim bewiesen, fuhr Pfarr fort. "Die Natur passt sich an und die Tiere lernen, nicht zu ersaufen", sagte sie. Auch würde durch die Entstehung einer hochwertigen Auenlandschaft der nötige Öko-Ausgleich für das Rückhaltebecken geschaffen, ohne weitere Flächen in Anspruch nehmen zu müssen.

Schlutenlösung als Alternative
Kritik an den Plänen gab es zunächst von der Bürgerinitiative für eine verträgliche Retention Breisach/Burkheim (BI). "Das Wasser reicht für regelmäßige Flutungen nicht aus, die Biodiversität verarmt, die natürlichen Wasserarme wie das Gelände verschlammen und den Menschen geht für mindestens 20 Tage im Jahr der Naherholungsraum verloren", zählte der BI-Vorsitzende Lothar Neumann die wesentlichen Kritikpunkte auf. "Ökologische Flutungen sind eine Minderung und keinesfalls eine Aufwertung", gab er sich überzeugt. Als "Augenwischerei" bezeichnete sein Mitstreiter Frank Siebenbürger den Aue-Umbau. Ziel müsse ein aktiver, aber allmählicher Waldumbau durch die Schlutenlösung sein. Diese bestehe im Wesentlichen in der Öffnung und Durchspülung alter Rheinseitenarme.

Auch Klaus Rudolph von der AG Limnologie zeigte kein Verständnis für den geplanten Landschaftsumbau. "Was fehlt hier und was will ich hier renaturieren? Wo in Deutschland gibt es so viele Lebensräume wie hier?", fragte er. Zudem sei die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einseitig, fehlerhaft, unbelegt und unvollständig, ärgerte sich der Gewässerkundler. "Gutachten, das heißt abwägen von Daten und Fakten – nicht Hypothesen", bemängelte Rudolph.

Bürgermeister sind für Monitoring
"Tiere und Pflanzen sterben und werden vergrämt, die Wertigkeit des Rheinwaldes geht mit den ökologischen Flutungen komplett verloren und es fehlt an einer adäquaten Entschädigung für die betroffenen Kommunen und Vereine", kritisierte Vogtsburgs Bürgermeister Benjamin Bohn die ökologischen Flutungen. "Vogtsburg unterstützt die Schlutenlösung. Unsere Mindestforderung ist eine Reduzierung der ökologischen Flutungen in ihrem Umfang", fuhr er fort. Zumal mit den ökologischen Flutungen rechnerisch ein Öko-Punkte-Überschuss von rund acht Millionen Euro erzielt werden würde. "Was spricht gegen ein Monitoring bei der Schlutenlösung?", fragte Breisachs Bürgermeister Oliver Rein. Er wünschte sich eine Erprobungsphase von beispielsweise fünf Jahren. "Das, was wir jetzt haben, und was unsere Bürger sehr schätzen, wird verdrängt", beschrieb Rein die Folgen von Flutungen.

 "Wir haben das Auslassbauwerk und damit die längsten Einstauzeiten von zirka 67 Tagen", ergänzte Sasbachs Bürgermeister Jürgen Scheiding. Für in der Praxis nicht umsetzbar hielten alle drei Bürgermeister mehrtägige komplette Wegesperrungen im Polderraum. "Das lehnen wir absolut ab", unterstrich Bohn.

 

Den komplette ungekürzten Bericht können Sie hier einsehen.